Seiten

MENSCHEN IN DRESDEN



Vier der fünf syrischen Künstler kamen zur Vernissage am Donnerstag Abend in die Galerie Holger John:  Sulafa Hijazi, Manaf Baldouni, Khaled Barakeh und Alina Amer. Jaber al Azmeh lebt in Doha im Exil.  Foto: W.Schenk

Overshadowed – fünf Künstler aus Syrien stellen in der Galerie Holger John aus

7. November 2015 | Winfried Schenk
Werke von fünf Künstlern aus Syrien zeigt die Galerie Holger John  in der Rähnitzgasse in Dresden. „Overshadowed – Überschattet“. Zeitgenössische Positionen aus Syrien lautet der Titel der Ausstellung. „Nachdem wir die Kinderzeichnungen aus der Zeltstadt an der Bremer Straße gezeigt haben, war das folgerichtig“, sagt Galerist Holger John. Gemeinsam mit dem deutsch-syrischen Künstler Manaf Halbouni aus Dresden hat er die Ausstellung vorbereitet, oder besser gesagt: In kürzester Zeit aus dem Boden gestampft.
So können die Besucher auf den beiden Etagen der Galerie Arbeiten aus Beton, Stahl und Glas, dramatische rot-schwarze Aufnahmen des Fotografen Jaber al Azmeh, Malerei, Digitaldruck oder Installationen aus Holz sehen. Khaled Barakeh setzt sich in „Damascus“ in fünf großen übereinanderliegenden Drucken mit den Spuren der Folter auseinander.
„Ich wollte die Ausstellung nicht allein bestreiten. Ich kannte die anderen vier aus den sozialen Medien und wusste, was sie tun“, sagt Halbouni. In Dresden sei man sich nun zum ersten Mal ganz real begegnet. Tobias Mörike ist der Kurator der Ausstellung. Er hat Afrika- und Islamwissenschaften studiert und über das Zusammenleben muslimischer und christlicher Kulturen in Europa geforscht. „Hier wurde etwas geschafft, was woanders in Dresden derzeit nicht machbar ist“, würdigte er die Initiative der Macher bei der Vernissage am Donnerstag Abend. Lob fand auch Annekatrin Klepsch (Linke), die seit fünf Tagen als Kulturbürgermeisterin Dresdens im Amt ist. Mit seiner Ausstellung habe John den Künstlern und der Stadt einen  großen Dienst erwiesen, sagte sie.
Die Kinderzeichnungen aus der Zeltstadt stehen derzeit im Archiv, sagt John. Er würde sie gern noch in Berlin zeigen. Das, so meint er, sei aber noch nicht ganz spruchreif. Manaf Halbouni dürfte vielen Dresdnern, die montags Abend in der Stadt unterwegs sind, nicht unbekannt sein. Mit seiner Aktion „Ein Sachse auf der Flucht“ hatte er seine Fragen und Ängste gegenüber den Asylgegnern deutlich gemacht .